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Nordsee-Biskaya 1999 |
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Terneuzen (NL) – Zeebrugge (BE) – Dünkirchen (FR) – Dover (GB) – Solent – Cherbourg (FR) – Guernsey – Bretagne – La Rochelle 13.6.1999 – 9.7.1999; 23 Törns, 897 sm; Crew: Skipper Joachim, Crew: Bodo mit Christian (bis Cherbourg), danach Jörg und Florian. Fast “außen rum” 1999
Wegen des starken Tidenstroms mussten wir allerdings weit nach Norden ausholen, um den Zwangsweg der Großschifffahrt, wie
vorgeschrieben, einigermaßen rechtwinklig zu kreuzen. Das Einlaufen
nach Dover war geradezu ein Highlight. "Dover Port Control" sprach uns
nach UKW-Anmeldung schon draußen formvollendet und höflich an, ließ uns
vor der Hafenluke nur solange warten, bis ein paar Fähren passiert
hatten („Please wait two cables off my tower, Carioca, I will
guide you in“), geleitete uns dann per UKW in und durch den ganzen
Hafen; ließ uns noch einmal kurz vor einer Mole im Hafen warten, "After
the ferry has passed, you may proceed, Sir", und schon preschte ein
Fährkatamaran mit vollem Speed hinter der Mole hervor. Der Tower hatte
sogar in Am nächsten Tag liefen wir nach Eastbourn in den Sovereign Harbour. Der Hafen ist nur über einen bei Niedrigwasser trockenfallenden Kanal ähnlich einem Priel und eine recht abenteuerliche Schleuse zu erreichen. Sie hat Drehtore, die zum Füllen der Schleuse etwas geöffnet werden, so dass das Wasser durch einen seitlichen Schlitz hineinschießt, was die Schleusenkammer in einen Wildbach verwandelt. Aber auch hier wieder perfekte Einweisung per UKW: "We have prepared a lock for you, Sir". Einzelschleussung! Die Marina war sehr angenehm, aber das Auslaufen problematisch.
Zwischen Brighton und dem Solent, der berühmten Bucht hinter der Insel Wight, an der so berühmte Orte wie Cowes und Porthmouth liegen, erreichten wir eine Rauschefahrt bei halbem Wind und mitlaufendem Strom an einer Engstelle zwischen Untiefen die bisher höchste gemessene Geschwindigkeit der Carioca über Grund: 17,3 Knoten (9 Knoten durchs Wasser und 8 Knoten Strom), vom GPS gemessen und dokumentiert, jedoch nur für zwei Minuten. Da es schon spät war – wir konnten wegen der Tide erst mittags auslaufen - ankerten wir abends im Chichester Channel. Wir meinten schon, zu nahe an der Fahrrinne zu liegen, aber die Beamten eines Harbour Patrol-Bootes rieten uns, nicht näher unter Land zu gehen, obwohl wir reichlich Wasser unter dem Kiel hatten und dort viele Boote vor Anker lagen. Am nächsten Morgen sahen wir, weswegen. Unsere Nachbarn standen hoch und trocken auf ihren Kimmkielen, unheimlich praktisch in Tidengewässern. Beim Einlaufen nach Portsmouth, wo seit Jahrhunderten die englische Flotte ankerte, passierten wir eine der die Reede seitdem bewachenden, im Wasser stehenden Geschützstellungen, das „Spit Sand Fort“. Fünf Tage blieben wir im Solent, besuchten HMS Warrior (Bild), das erste Stahl-Schlachtschiff mit Segel und Dampfantrieb, und natürlich Nelsons Flaggschiff "Victory" und fuhren an den Miniatur- Bronzekanonen des Yachtclubs in Cowes vorbei, mit der die berühmtesten Regatten angeschossen wurden, unter anderem auch vor über 150 Jahren die erste Regatta um den später so benannten America’s Cup und die eher berüchtigte Fastnet-Regatta. In
Yarmouth auf der Isle of Wight lagen wir mit Vor- und Achterleine
zwischen frei im Hafen stehenden Pfählen. Man wird dann von einer
resoluten Dame im Bootstaxi an Land gebracht. Schließlich liefen wir im
Morgengrauen zwischen den „Needles“ zu einer erneuten Kanal-Überquerung
aus. Auch hier herrschte nicht der als fast unüberwindlich
vorhergesagte starke Schiffsverkehr. Ein gemütlicher und eher
langweiliger Törn. Wir beschäftigten uns mit gar nicht Notwendigem:
Radar-Beobachtungen und mal wieder, damit man es nicht vergisst, einer
Mittagsbreite mit Sextant und Ephemeriden. Christian verlegte Leitungen
für die GPS-Laptop-Verbindung. Die waren allerdings dringend nötig. Hai im HafenIn Alderney, der nördlichsten der Kanalinseln, liegt man vor dem trockenfallenden Hafen hinter einer langen Mole an Mooring-Tonnen. Die Insel ist ziemlich karg, dürfte aber die höchste Dichte an Festungen aus allen Jahrhunderten haben, die es auf einer so kleinen Insel gibt. Das ist allerdings bei ihrer exponierten Lage am Südwest-Eingang des Englischen Kanals auch kein Wunder. Wir
staunten nicht schlecht, als am nächsten Tag - wir wollten mit dem
Beiboot an Land - ein ca. 3-4 m langer Hai zwischen den Schiffen
hindurch kurvte. Der Hafenmeister kam auch mit seinem Boot heraus und
meinte, es sei ein "vegetarischer" Hai, der nicht angriffslustig sei,
vielleicht ein kleines Exemplar des sogenannten Riesenhais. Nach dieser
Erklärung stiegen wir dann doch ins Beiboot, aber ich muss sagen, dass
mir nicht so ganz wohl war, als er schließlich unter unserem
Schlauchboot hindurch tauchte. Danach liefen wir ein Stück zurück nach Cherbourg zum Crewwechsel, was nur unter genauer Beachtung der Gezeiten möglich ist, denn zwischen Alderney und dem Kap La Hague am französischen Festland liegt das „Alderney Race“, in dem der Gezeitenstrom über 9 Knoten erreicht. Wir hatten die Tide gut berechnet und kamen trotz eines genau entgegenstehenden E4 gut voran. Über den Untiefen vor dem Kap de la Hague war eine so kabblige See, dass man von dem weit vor der Küste im Wasser stehenden Leuchtturm wegen der Gischt nur den oberen Teil sehen konnte. Auf dem Kap de la Hague grüßt die berühmt-berüchtigte Atomaufbereitungsanlage. Cherbourg hat einen fünf Seemeilen langen Vorhafen, durch den man in den Haupthafen, die "Petite Rade" und danach in den Yachthafen läuft, in dem eine fast unüberschaubar große Anzahl von Yachten liegt. Dort verließen uns Bodo und sein Sohn Christian und ich wartete auf Jörg und Florian. Jörg kam schließlich wegen eines Oberleitungsschadens bei der französischen Eisenbahn um 2:30 Uhr in der Nacht. Das Warten im Cockpit war trotz des Riesenhafens sehr beschaulich und danach wurde noch kräftig gefeiert. Guernsey
Wir lagen im Päckchen neben einem großen Schiff aus England. Jörg hat sich sofort mit dem Eigner, einem 140-Kilo-Mann, angefreundet und wir kamen nicht über das englische Schiff, ohne einige Drinks zu uns zu nehmen. Wir wunderten uns schon darüber, dass dieses Schiff offensichtlich nur von dem Eigner allein gesegelt wurde und fragten nach seiner Crew. Er rief nach unten nach seinem Crewmitglied "Tristan". Wir erwarteten nun einen blonden Hünen, aber das Luk ging auf und heraus kam ein winziges Männlein, eben „Tristan“. Es wurde ein sehr vergnügter Nachmittag. Danach witzelten wir: „Ein Mann wie ein Baum: Sie nannten ihn Bonsei“. Die Stadt St. Peters Port liegt steil am Hang und wird von zwei Bastionen gesäumt, die den Hafen umfassen. Der Ort ist sehr englisch, glücklicherweise nicht das Essen! Die BretagneAm nächsten Tag hatten wir den Törn zur Küste der Bretagne, ca. 50 Meilen, vor uns. Es wehte mit West 6, also hoch am Wind und gegen den vom Atlantik hereinkommenden Seegang, der gegen die Tiden-Strömung lief. Schon als wir aus dem Hafen ausliefen, merkten wir, dass es sehr ungemütlich werden würde. Mir war auch klar, dass ich sehr viel unter Deck mit der Navigation zu tun haben würde, denn die Küste der Bretagne ist mit Unterwasser-Felsen geradezu gespickt. Besonders unangenehm ist, dass man die Untiefen kaum sieht, weil sie bei Hochwasser meist überspült sind. Unter diesen Voraussetzungen fühlte ich mich doch nicht so ganz sicher vor Seekrankheit und habe mir noch, während wir in der Hafen-Einfahrt waren, schnell ein Hinter-Ohr-Pflaster aufgeklebt. Es hat dann auch diesen Törn und die nächsten beiden Tage wunderbar gewirkt und ich war schon des Lobes voll. Als ich es mir dann aber abnahm, merkte ich, dass ich es verkehrt herum aufgeklebt hatte, es also gar nicht wirken konnte. Placebo-Effekt! Seither ist mir klar, dass Seekrankheit wohl oft nur psychologische Ursachen hat.
Treguier ist eine typische Bretagne-Stadt. Kirche, Schloss und Häuser aus Granit: für die Ewigkeit gebaut. Wir fanden eine Wäscherei, die meine nassen Sachen und das Bettzeug der Vorkoje trocknete, da das Vorluk beim Gegenan-Bolzen nicht ganz dicht war. Das Essen in einem Fischrestaurant war gut und preiswert. Das war an der ganzen französischen Atlantikküste so. Ich habe abwechselnd immer die typische französische „Soupe de Poisson“, eine Fischsuppe mit Röstbrot und Knoblauch-Majonnaise (nicht zu verwechseln mit der Boulliabaisse) oder „Moulles Marinère“, gekochte Miesmuscheln in Weinsud, als Vor- oder Hauptspeise gegessen und bin nie enttäuscht worden. Am nächsten Tag hatten wir wieder Bft 6 gegenan und recht hohen Seegang, obwohl wir in dem Kanal zwischen den "Sept Iles" und dem Festland blieben, und wieder lief der Tidenstrom gegen die Windsee, was Kreuzen fast unmöglich machte. Also war wieder "Perkin's Day“. In Wirklichkeit machte es unser YANMAR und brachte uns zeitig zu unserer nächsten Station Treburden. Dies ist ein ganz moderner Hafen mit einem Süll, das in der Höhe angepasst werden kann. In dem von den Iles Molene und Milleau abgeschirmten Vorhafen, einem richtigen Piratenloch, lagen wir an einer Warte-Mooring, konnten in Ruhe Mittag essen und sogar einen Mittagsschlaf halten, bevor die Tide hoch genug war, dass wir über das Süll in den Hafen laufen konnten. Es regnete, aber wir sind trotzdem im Ölzeug in den höher gelegenen Ort gewandert und schließlich bei einem Spitzenrestaurant in einem alten Schlosshotel gelandet. Wir standen tropfend in dem wie ein Museum eingerichteten Speisesaal, wurden aber trotzdem bedient, als wären wir im Smoking erschienen. Nach gutem Essen fuhr uns der Oberkellner sogar in einem großen Volvo zum Boot zurück, weil es immer noch sehr heftig regnete. ![]() ![]() Am
nächsten Tag liefen wir früh aus, weil wir einen Törn um die Westspitze
der Bretagne herum vor uns hatten, durch den "Chenal du Four" zwischen
dem Festland und der Ile d’Ouessant. Die Ile d’Ouessant, bei deutschen
und englischen Seeleuten „Ushant“, ist der südwestliche
Ansteuerungspunkt des Englischen Kanals und berüchtigt wegen Sturm,
Nebel, Gezeiten und einer Unzahl von Riffen. Sie ist einer der größten Schiffsfriedhöfe. Wir liefen aber bei relativ
ruhigem, allerdings bedrohlich finsterem Wetter zwischen den berühmten
Leuchttürmen La Valbelle, Les Platresses, Rouget und La Vinotiere
hindurch, die, bei Sturm von hohen Wellen um- oder überspült, als Fotos viele Kalender schmücken. Als wir, zwar im Zickzack zwischen dem Riffen und Stromwirbeln, aber doch recht ruhig in den Goulet de Brest eingelaufen und in dem typischen Seefahrerort Camaret sur Mer festgemacht hatten, dachten wir, allen für diese Gegend typischen Widrigkeiten entkommen zu sein. Das war ein Irrtum. Am nächsten Tag hatten wir dichten Nebel. Im Hafen und vor dem Hafen von Camaret liegen wie als Warnung vor einem unbedachten Auslaufen mehrere Wracks von Fischkuttern. Diese
stürmische Gegend ist auch in den Bauten dokumentiert. Auf der
Landzunge, an der der Yachthafen liegt, steht eine Kirche, die
aussieht, als hätte man sie eingegraben, damit die Stürme sie nicht
wegwehen können. Es schaut fast nur das Dach aus dem felsigen
Boden. Im Yachthafen hat uns ein bildschönes altes 12m-Schiff aus Schottland mit zwei "Gentlemen" und einem irischen Bootsmann besonders beeindruckt. Als sich im Masttop der Flaggstock verklemmte hatte, stieg der Ire freihändig, ohne Pahlstek oder Bootsmannstuhl, in den Mast und klarierte den Flaggstock. Wir hatten uns wegen des Nebels schon darauf eingerichtet, einen Ruhetag einzulegen, als es am folgenden Tag um die Mittagszeit aufklarte. Also blitzartige Vorbereitung zum Auslaufen, da um 13:00 Uhr das "Tiden-Fenster“ für die Passage durch den Raz de Sein aufging. Kaum hatten wir alles zum Auslaufen klariert, als schon wieder die nächste Nebelbank die Sicht fast völlig verhängte. Also doch Ruhetag. Längs der Biskaya-KüsteHier, wenige Seemeilen vor Brest, musste nun endgültig die Entscheidung getroffen und umgesetzt werden, wie der Törn ins Mittelmeer weiterlaufen sollte. Schweren Herzens verzichteten wir auf die direkte Überquerung der Biskaya Richtung La Coruna und auf die Umrundung der spanisch-portugiesischen Atlantikküste. Wir setzten den Kurs nach La Rochelle ab, das in der Mitte der französischen Biskaya-Küste liegt, um die Carioca von dort auf dem Landweg ins Mittelmeer transportieren zu lassen. Diese Entscheidung sollte sich später noch als sehr glücklich erweisen. Nach einem Tag in Camaret sur-Mer - gemütlich in Hafenkneipen sitzend zugebracht - hatte sich der Nebel glücklicherweise so weit gelichtet, dass man die wie Teufels-Zähne aus dem Wasser ragenden Riffe sehen konnte, zwischen denen der Kurs hindurchlief. Der führte durch den Raz du Sein, an den Leuchttürmen "La Platte" und "le Vieille" vorbei, die, dekoriert mit emporbrandenden Wellen, ein bevorzugtes Motiv für maritime Kalender sind. Jeder, der sich für die See interessiert, kennt wohl das Foto, das den Leuchtturmwärter vor der Tür am Fuß des Turms zeigt, während sich eine turmhohe Welle über ihm bricht. Auch hier war das Meer recht ruhig, aber die von Unterwasserfelsen im Tidenstrom erzeugten Strudel waren doch sehr unheimlich. Wir kamen gut voran, um den Pte de Penmarc’h herum, auf dem ein Leuchtturm mit dem ganz unfranzösischen Namen „Eckmühl“ steht, den tatsächlich eine Marquise de Blocqueville zu Ehren ihres Vaters, des Prinzen von Eckmühl (von Napoleons Gnaden!), gestiftet hatte, weil sie nach den vielen Kriegen ihrer Zeit mit ihrem Nachlass dazu beitragen wollte, Leben zu retten.
Die nächste Station war Lorient, in einer großen und tief
eingeschnitten Bucht. Wir liefen an der fast unvermeidlich an jeder
französischen Hafenansteuerung liegenden Festung des berühmten
Festungsbaumeisters Vauban vorbei in Richtung auf den Haupthafen, begleitet von
ebenfalls einlaufenden Hochsee-Katamaranen. Schon weit vor dem Altstadthafen
kam uns ein Schlauchboot entgegen und wir freuten uns schon auf ein
freundliches Geleit. Daraus wurde nichts. Man teilte uns mit, dass wegen einer
Regatta eben jener Katamarane der Hafen ganz gesperrt sein, bei der Sperrigkeit
dieser Gefährte auch kein Wunder. Wir wurden nach Kernevel zurückgeschickt,
gegenüber den deutschen U-Boot-Bunkern, die heute noch dort stehen.
Offensichtlich unzerstörbar. Von dem Schlösschen Kernevel dirigierte der "F.
d. U“, Admiral Dönitz, im Krieg die deutsche U-Bootsflotte. Die Marina dort ist
gut geschützt, aber zumindest akustisch nicht sehr ruhig. Die Gelenke zwischen
den Schwimmstegen quitschten erbärmlich. Ich rannte mit einer Dose
Schmiermittel-Spray herum, damit wir einschlafen konnten. Das ging dann aber
doch problemlos, denn nach einem etwas längeren Marsch die Küste entlang fanden
wir ein Restaurant, das uns nährte und ausreichend mit Wein für einen tiefen
Schlaf versorgte. Die Halbinsel Quiberon und eine Riffkette, die mit der Insel Houat endet, begrenzen die Baie de Quiberon, an die sich noch der Golf de Morbihan anschließt, ein verwinkeltes Segelrevier, das fast wie ein Binnensee ist. Leider erlaubte es uns unser enger Zeitplan nicht, dort herumzukreuzen oder das große Feld der Menhire von Carnac, das ganz in der Nähe ist, zu besuchen. Ich habe das inzwischen mit Julia im Auto nachgeholt. Die Bretagne ist auch vom Land her eine Reise wert. Wir liefen die Marina Haliguen an, die auf der Innenseite der schmalen Halbinsel Quiberon liegt. Um in die Baie de Quiberon einzulaufen, muss man durch die auf der Seekarte gefährlich aussehende Riffkette "durchbrechen", die dem Navigator die Haare zu Berge stehen lässt. In der Praxis ist aber von den überspülten Riffen nichts zu sehen. Man würde sie wohl nur hören, wenn man aufläuft. Der Leuchtturm “La Teignouse” auf einem Felsen im Wasser ist das einzige, was man sieht.
In Joinville, dem Hafen auf der Ile de Yeu, empfing uns wieder ein Schlauchboot mit einem Hafenmeister-Assistenten. Diesmal leitete er uns freundlich durch ein “Loch” in der Hafenmole und ein ziemliches Steg-Labyrinth an einen Liegeplatz der Marina, die dem alten Hafen gegenüber liegt. Der ist sehr hübsch und erinnert fast an griechische Häfen, wenn auch der Kai wegen der Tide ziemlich hoch ist. Wir trafen dort zwei sehr nette Segler aus Wilhelmshafen mit ihrem riesigen Katamaran „Echo“ (17 mal 10 m!), mit dem sie allein unterwegs waren. So ein Kat hat schon was für sich: Im Liegestuhl durch zu zweit durch die Biskaya! Der nächste Hafen "Le Sable d’Olonne" klang vom Namen her nach einem modernen Seebad, macht aber beim Einlaufen einen ganz anderen Eindruck. Der Einfahrts-Kanal verläuft zwischen alten hohen Schutz-Bauwerken und einem wie eine Festung aussehenden Leuchtturm fast eine Meile bis zur Marina Port Olona auf der Backbordseite des Kanals, wo man gut liegt. In den Ort kann man mit einer Fähre fahren, die mit ihrem diesel-hydraulischen Antrieb einen Heidenlärm macht. Von La Rochelle ins MittelmeerFür den nächsten, den letzten Törn nach La Rochelle, gab es zwei Möglichkeiten: Außen um die Ile de Re herum oder durch das Innenfahrwasser, das aber sehr tidenabhängig und eng betonnt ist, also kaum segelbar ist. Wir segelten außen herum, um dann zwischen den Inseln Re und Oleron La Rochelle anzusteuern. Eigentlich wollte ich gern in den alten Stadthafen laufen, den man über einen langen, bei Niedrigwasser fast trockenfallenden Kanal anläuft, um an seinem Ende zwischen den imposanten Festungstürmen hindurch einzulaufen. Die Tide war aber nicht günstig dafür und die Kran-Möglichkeiten für den bevorstehenden Landtransport waren in dem am seeseitigen Ende des Kanals liegenden, enorm großen Yachthafen "Les Minimes“ wesentlich besser. Nachdem wir am Acceul angelegt und danach an einen Besuchersteg verholt hatten, fuhren wir mit einem Boots-Shuttle abends in die Stadt, die ein wahres Kleinod ist. Beim Blick auf die rechts und links des Fahrwasserkanals trockenfallenden Schlickbänke war ich sehr froh über die Entscheidung für "Les Minimes“. Am nächsten Tag reiste meine Crew ab und für mich begann der logistische und arbeitsreiche Teil, um das Boot transportfertig zu machen. Mit dem Wetter hatten wir auf dem ganzen Törn von Holland bis La Rochelle großes Glück. Bis auf den einen Nebeltag in Camaret mussten wir keinen Tag wegen Starkwindes im Hafen bleiben. Sogar an der englischen Südküste hatten wir meist östliche, zumindest aber keine starken westlichen Winde und erreichten dort unsere höchsten Geschwindigkeiten. Auch die Biskaya-Überquerung wäre zu dieser Zeit problemlos gewesen. Trotzdem erwies sich im Nachhinein die Entscheidung für den sofortigen Landtransport ins Mittelmeer als glücklich. Im Dezember dieses Jahres fegte der Jahrhundertsturm "Lothar" über Europa und schob in "Les Minimes“ die Gaststege, an denen die Carioca gelegen hätte, mitsamt den Schiffen zu einem Schrotthaufen an Land zusammen. Auch in La Coruna, dem geplanten Überwinterungshafen am Ende des Biskaya-Törns, hätte die Carioca den Sturm kaum unbeschadet überstanden. Ich hatte das Glück, in La Rochelle einen sehr hilfreichen Deutsch-Franzosen, Reinhold, zu kennen, der dort eine Yacht-Edelstahlfertigung betreibt. Die Carioca musste von ihrem in Liegeplatz an dem Gaststeg zu einem Takelkran verholt werden, um den Mast zu ziehen. Inzwischen allein an Bord, war es schon problematisch, die schlecht manövrierende Carioca durch den dicht belegten Yachthafen an den Kran zu bugsieren. Dort wurde mit Hilfe von Reinhold das Rigg abgebaut und der Mast gezogen. Der Transporteur erschien mit einem halben Tag Verspätung und einem Fahrzeug, über das der Mast der Carioca weiter als 7 Meter hinausragte. Dabei war er nur ca. 50 cm über der Fahrbahn, so dass er bei jeder Bodenwelle aufgeschlagen wäre. Auf meinen Protest hin wurde wieder abgeladen, zumal auch die Carioca nicht auf den Tieflader gepasst hätte. Es wurde ein geeigneteres Fahrzeug für den nächsten Tag 9:00 Uhr zugesagt. Doch auch an diesem Tag wurde es nichts. Am übernächsten Tag kam dann ein Fahrzeug, dem ich sofort ansah, dass die Carioca nicht darauf passte. Es war kein spezieller Yacht-Transporter, sondern ein normaler Tieflader mit einem mittleren Ausschnitt zwischen den Achsen, in den in der Kiel passen sollte – aber nur der von einem Kurzkieler! Die Carioca mit ihrem mäßigen Langkiel hätte, das sah man auf einen Blick, das Fahrerhaus in zwei Teile geteilt, selbst wenn der Kiel in den Ausschnitt gepasst hätte. Und das, nachdem wir vorher der Spedition einen Riss der Carioca geschickt hatten. Der Fahrer meinte aber, „er habe schon so viele Schiffe.....“ und das ginge alles ok. Also die Carioca unter meinem Protest aus dem Wasser, mit dem Travellift über den Tieflader gefahren und abgesenkt. Der Kranführer konnte gerade noch bremsen, bevor der Bug der Carioca das Fahrerhaus eingedrückt hätte. Der Fahrer zuckte die Achseln. C’est ca! Also die Carioca wieder runter von dem Fahrzeug. Es musste nun schnell ein Lagerbock besorgt und ein Landliegeplatz für die Carioca gefunden werden und so stand ich am Abend mit der Carioca, schon zwei Tage über die Zeit, an Land. Ich hatte ja immer noch vor, mit dem Transport zu dem neuen Liegeplatz zu fahren, um das Einwassern und Aufriggen zu überwachen. Dann teilte der Spediteur mit, ein geeignetes Fahrzeug könne erst in zwei Tagen da sein. Ich richtete mich auch darauf ein und buchte meinen schon reservierten Rückflug von Perpignan entsprechend um. Schließlich erklärte er aber, dass er an dem nun geplanten Tag doch nicht fahren könne, weil dann französischer Nationalfeiertag sei, an dem keine Schwertransporte fahren dürften. Das merkte der erst jetzt, obwohl dieser Feiertag schon seit über 200 Jahren auf den 14. Juli fällt. Das war mir dann doch zu viel. Ich sagte den Flug ab und fuhr mit der Bahn zurück nach Hause, nachdem Freund Reinhold und seine Frau Iris auch noch eine Werft in Port Leucate gefunden und beauftragt hatten, die Carioca dort in Empfang zu nehmen, aufzuriggen und an ihren neuen Liegeplatz zu bringen. Wir fuhren dann im September noch einmal mit dem Auto nach Port Leucate, um die Carioca winterfest zu machen. Das war auch dringend nötig. Der Golfe de Lyon zählt im Winter zu den sturmreichsten Gebieten der Welt und wir haben diese Gegend kaum mal unter 9 Bft erlebt. Man liegt dort auf einer Landzunge, die sich wie eine Nehrung zwischen dem Meer und einem Etang, einem flachen Salzsee, erstreckt, auf dem Surfer mit atemberaubender Geschwindigkeit herumfetzen. Der Hafen ist recht flach und daher liegt man zwischen der Betonpier und Pfählen, wie wir es vom Bodensee oder der Ostseeküste kennen, aber sonst kaum am Mittelmeer. Also lag das Schiff sicher, aber der zwischen den Pyrenäen und dem Massif Central kanalisierte Wind war manchmal so stark, dass einem an Deck die Einkaufstüten aus der Hand gerissen wurden. Auch sonst ist der Hafen nicht ganz unproblematisch. Die Hafenmeisterei hängt zwar eine Karte mit den Wassertiefen in der Hafeneinfahrt aus, aber diese verändern sich offensichtlich noch schneller als man mit den Messungen nachkommt. Als wir einmal bei viel Wind genau auf dem angeblich tiefsten "Strich" hinter einer anderen Yacht einliefen, setzte diese so plötzlich auf, dass wir nur mit einem Not-Manöver an ihr "vorbeischliddern" konnten. Trotzdem war Port Leucate eine ganz angenehmer und auch bezahlbarer Hafen, so dass wir ein Jahr lang von dort aus Törns an der spanischen und französischen Küste entlang an machten. Port Leucate ist ein typischer französischer künstlicher Ferienort, der nur für die französischen Ferien gebaut ist. Als wir von einem Törn am 31.August zurückkamen, war der Ort sehr belebt und alle Geschäfte und Restaurants offen. Am nächsten Tag, dem 1.September, hatten die meisten Restaurants geschlossen und die Geschäfte wurden ausgeräumt und mit Brettern zugenagelt. | ||
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