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Adria 1993
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Lavrion Attika) Kanal von Korinth Patras Kerkyra (Korfu) Monopoli (Italien)
Mola di Bari Korcula (Kroatien) Kornaten Istrien Koper
(Slowenien).
15.8.1993 - 10.9.1993
20 Törns 871 sm
Crew:
die Eigner Julia und
Joachim, Jörg, ein sehr erfahrener Segler, Florian, ein begnadeter
Techniker, und Angela, eine angehende Ärztin.
Anstelle der beiden letzten ab Mola di Bari: Bodo und Angelika.
Der Kanal von Korinth
Lavrion liegt auf
der Ostseite der Attika-Halbinsel und daher noch im Meltemi-Bereich der
Ägäis. Sie verabschiedete sich von uns mit 7, später 8 Bft mit weißen Böen
bei Kap Sounion. Im Saronischen Golf war der Wind typischerweise wie abgeschaltet
und nachdem wir die Insel Ägina passiert hatten, mussten wir bei Flaute
motoren. Am Kanal von Korinth erledigten wir die Formalitäten für die Durchfahrt.
Das kostete seinerzeit 246 DM für ein 44-Fuß-Schiff.  Wir
mussten dann allerdings zwei Stunden warten, bis ein Konvoi zusammengestellt
war, der gemeinsam durch den engen und von hohen steilen Wänden begrenzten
Kanal laufen durfte. Julia machte Abendessen, aber wir ließen den Fahnenmast
am Capitanerie-Tower nicht aus den Augen, um auf keinen Fall die blaue Flagge
zu verpassen, die die Durchfahrt freigibt. Als wir kurz vor Sonnenuntergang,
um 20 Uhr, in den Kanal einlaufen durften, dämmerte es schon und bei der
Ausfahrt war es fast dunkel. Dennoch war es ein sehr eindrucksvolles Erlebnis.
Wir liefen danach in den Handelshafen von Korinth, der fast leer war, so
dass wir an der Handelspier längsseits liegen konnten.
Motor in der
Bilge
Am
nächsten Tag liefen wir bei schwachem Wind durch den Golf von Korinth. Nach
dem Mittag lief der Motor und ich konnte mich zu einem Mittagsschlaf in
die Achterkajüte legen. Plötzlich wachte ich auf, weil es nach verbranntem
Gummi roch. Aus den Bodenbrettern qualmte es. Ich schoss nach oben und stellte
den Motor ab. Ein Blick in den Motorraum zeigte, dass unser Motor, ein Volvo-Penta
Vierzylinder, nach vorn in die Bilge gekippt war. Dabei wurde das flexible
Gelenk zwischen Getriebe und Propellerwelle, das nun über 15 Grad Neigung
und das Motorgewicht aushalten musste, total überlastet. Es war heiß gelaufen
und hatte bereits seine Gummimanschette abgeschmort. Die je drei 8-mm-Bolzen,
mit denen die vorderen Lagerpratzen am Motorblock festgeschraubt waren,
waren glatt und bündig abgeschert. Glücklicherweise kam etwas Wind auf,
so dass wir auch ohne Motor unser Ziel erreichten.
Unter Segeln liefen
wir in die gut geschützte Bucht der Insel Trizonia im Korinthischen Golf
ein, mussten die Carioca aber in der Abendflaute mit dem Dinghy in Schlepp
nehmen, um sie an einen geeigneten Ankerplatz zu schleppen. Von
der Baustelle einer Marina (Sie ist, wie man bei Google Earth sehen kann,
auch heute, nach 12 Jahren, noch nicht fertig ist!) holten wir uns einiges
Abfallholz, und unser Universalgenie Florian, tatkräftig unterstützt von
Angela, begann den Motor mit Wagenheber, Holzbalken und Keilen hochzubocken
und ihn fluchtend auszurichten. Ganz trauten wir dieser "Fachwerkkonstruktion"
doch nicht. Am nächsten Morgen bot uns die Crew eines ebenfalls in der Bucht
ankernden deutschen Bootes "Tramp III" an, uns bis Patras in Schlepp zu
nehmen, da der Wind immer noch zu schwach war, insbesondere, um durch die
von Tiden-Strömungen beeinflusste Meerenge zwischen Rion und Antirion zu
segeln.
Der
Grund für den Schaden war, dass wegen einer falschen Getriebe Auslegung der
Motor stets viel zu langsam lief und daher im Leerlauf "schüttelte". In
Patras konnten wir aber mit unserem "Holzmotor" ein ordentliches Anlegemanöver
fahren. Florian und Angela schafften es, ohne griechische Sprachkenntnisse
ein geeignetes Ausdrehwerkzeug für die im Motorblock abgebrochenen Schrauben
zu beschaffen. Florian bohrte mit einer kleinen 12-Volt-Bohrmaschine saubere
4-mm-Löcher in die Stümpfe der abgebrochenen M8-Schrauben, so dass sie,
als er sie herausgedreht hatte, wie Gewinderohre aussahen. Dazu musste der
fast zwei Meter große Florian stundenlang zusammengefaltet im Motorraum
herumkriechen. Er baute immer noch, als der Rest der Crew mit der freundlichen
und hilfreichen Mannschaft der "Tramp III" im Restaurant beim Essen saß.
Nachdem wir auch die passenden Schrauben besorgt hatten, wurde der Motor
wieder ausgerichtet und lief einwandfrei bis in die Ostsee.
Durch die Ionischen
Inseln
Am
nächsten Tag ankerten wir im Ormos Oreias nördlich der kleinen Insel Oxeia.
Bei dieser Insel fand 1571 die das Schicksal ganz Europas entscheidende
Seeschlacht zwischen den Flotten der christlichen "Heiligen Liga" und der
Türken statt, die nach dem allerdings 35 sm entfernten damaligen türkischen
Aufmarschhafen Lepanto (jetzt Nafpaktos) benannt wurde. Der Ormos Oreias
ist eine sehr große flache Bucht, die von der Insel Oxeia geschützt ist.
Schöne Buchten an der Insel Oxeia selbst stellten sich als zu tief fürs
Ankern heraus. Auch wenn sie nicht so gut geschützt ist, wie hier 400 m
vor dem Ufer, liege ich lieber in einer großen, flachen Bucht, was in Griechenland
sehr selten ist, weil dort die meisten Buchten klein und felsig sind. Dort
sind Landleinen nötig und die ziehen einen auf die Felsen, wenn der Anker
slipt.
Der
weitere Törn führte uns nach Lefkas, eine Insel, die mit dem griechischen
Festland über eine flache, von einem Kanal durchzogene Landbrücke verbunden
ist. Vorher sahen wir uns noch bei der Insel Meganisi mit dem Beiboot befahrbare
Höhlen an. Auf Levkas liefen wir zuerst ihn den Ormos Vlychon ein, eine
gänzlich vom Land umschlossenen Bucht mit einem urigen Dorf, vor dessen
"Mini Market" man festmachen kann. Der Ladenbesitzer nahm die Leinen an.
Wenn einem in Griechenland überhaupt ein Einheimischer beim Anlegen hilft,
dann der Besitzer des nahen Ladens oder der Kneipier. So auch hier. Sogar
Duschservice bot der Ladenbesitzer an. Am nächsten Tag liefen wir die paar
Seemeilen durch den Kanal zum Ort Lefkas. Alles ist dort für Griechenland
so ungewohnt flach und sumpfig, doch der Ort ist ganz hübsch. Inzwischen
gibt es dort eine Marina. Damals lag man längs eines Stichkanals an einer
sehr langen Hafenpier direkt im Ort. An der Carioca war schon wieder einiges
kaputt. Die Lichtmaschine arbeitete nicht und der Außenborder fürs Dinghy
hatte Probleme mit der Kühlung. Der örtliche "Yacht-Service" wollte reparieren,
musste aber nach langem Hin und Her aufgeben. An der Lichtmaschine haben
wir uns selbst versucht. Es war der Regler. Nach der alten Mechaniker-Behandlung
(ein Hammerschlag!) ging er wieder. Abends war im Ort ein Fest mit einem
exzellenten Blasorchester, das klassische Stücke spielte. Es wurde dann
allerdings nachts sehr laut.
Als
morgens der Anker aus dem Grund kam, war die Kette dick mit Schlamm verkrustet.
Wir hatten keine Zeit, sie zu säubern, da die Drehbrücke am Nordende des
Kanals öffnete. Diese Brücke ist ein Unikum: eine Schwimm-Drehbrücke. Das
Mittelstück ist ein schwimmender Prahm, der auf beiden Seiten hochklappbare
Rampen hat. Normalerweise liegt er quer im Kanal und die Autos fahren darüber.
Wenn die Brücke öffnet, dreht der Prahm längs zum Fahrwasser und man kann
passieren. Als nächste Station wählten wir eine Bucht am Südende von Paxos,
Ormos Monogonisi. Dort wurde erst einmal die Ankerkette wieder ins Wasser
gelassen und mit dem Besen gereinigt. Morgens ging es weiter nach Gaios,
dem Hauptort von Paxos. Das ist ein hübsches kleines typisch griechisches
Städtchen mit einem sicheren Hafen, einem schmalen Schlauch, der von zwei
Inseln abgeschirmt ist. Die Crew wollte aber unbedingt noch zum Baden in
eine Bucht, so dass wir weiter in die große Bucht Lakka an der Nordspitze
von Paxos liefen. Julia war sauer, sie wäre so gern in dem kleinen Städtchen
mit seinen netten Läden geblieben. Dazu stellte sich auch noch heraus, dass
das Wasser in der Lakkabucht zum Baden zu schmutzig war und es lagen sehr
viel der Schiffe darin, hauptsächlich Dauerlieger.
Nach
Kerkyra (Korfu) liefen wir bei totaler Flaute unter Motor. Der Teil des
Hafens, der als Yachthafen bezeichnet wird, liegt auf der Nordseite der
Zitadelle der Stadt Korfu. Dort stank es aber so sehr, dass wir, nachdem
wir getankt hatten, fluchtartig wieder ausliefen. Wir haben es dann auf
der Südseite der Zitadelle versucht, wo direkt unter den Festungsmauern
der kleine Hafen des Yachtclubs liegt. Dort wollte man uns allerdings nicht
haben und es bedurfte sehr langwieriger Verhandlungen mit dem Hafenmeister
und dem "Präsidenten", um zuerst für einen und dann für einen weiteren Tag
liegen bleiben zu dürfen. Das ging, wie in Griechenland üblich, nicht ohne
"Philodorima", d. h. "Freundschaftsgaben", ab (eine Flasche Whisky, ein
Voltmessgerät und einige Flaschen Wein). Dafür brachte man uns dann aber
auch Gegengeschenke, nämlich frische Feigen. Hier gingen Florian und Angela
von Bord.
Die NATO interessiert
sich für uns
Als Nächstes stand
die Überquerung der Adria an. Es war 1993 und der Jugoslawienkonflikt war
noch nicht zu Ende. Zwar hatte der Krieg zwischen Serbien und Kroatien in
der Zwischenzeit seine heißeste Phase hinter sich, zumindest an der kroatischen
Küste, aber die jugoslawische (serbische) Flotte lag immer noch blockiert
in der Bucht von Kotor und aus Albanien hörte man auch nichts Gutes. Dort
waren auch Yachten von Patrouillenbooten aufgebracht worden. Wir hatten
uns daher entschlossen, von Korfu aus quer über die Adria an die italienische
Küste zu segeln, um Albanien und Montenegro zu umgehen, um danach wieder
über die Adria zurück in die kroatischen Gewässer einzulaufen. Korfu gegenüber
am Festland liegt schon Albanien, so dass man sich in der Straße von Korfu
auf der Inselseite halten sollte. Wir hatten natürlich einen Kurs abgesetzt,
in der uns aus den albanischen Gewässern heraus halten sollte, aber man
kratzt doch ziemlich an der Grenze entlang. Für die 130 Meilen bis Brindisi
wurden 20 bis 30 Stunden einkalkuliert, so dass wir am späten Vormittag
starteten, um am nächsten Tag zu einer vernünftigen Zeit anzukommen. Es
war kaum Wind, so dass wir unter Motor mit 6,5 kn liefen. Das einzige Schiff,
das wir sahen, war ein US-Kriegschiff, das an der albanischen Grenze entlanglief.
Als es schon ziemlich dunkel war, rief Jörg, der Wache hatte: " Da kommt
ein Schiff von Steuerbord wahnsinnig schnell auf uns zu. Wir können nicht
ausweichen!". Tatsächlich sah man ein rotes Licht dicht über dem Wasser
mit hoher Geschwindigkeit auf uns zukommen und Sekunden später donnerte
ein zweimotoriger amerikanischer Seeaufklärer fast in Masthöhe über uns
hinweg, kreiste einmal über uns und flog dann wieder zurück. Wir hätten
nicht gedacht, dass uns unbedeutender Yacht die in der Adria patroullierenden
NATO-Streitkräfte so hohe Aufmerksamkeit schenken würden. Morgens vor 6
Uhr erreichten wir die Ansteuerungstonne von Brindisi. Mir war schon vorher
aufgefallen, dass man zwar Lichter an der italienischen Küste sehen konnte,
aber nichts dort, wo Brindisi liegen musste. Als es hell wurde, merkten
wir, dass über Brindisi ein dichte Nebelglocke lag. Zu allem Überfluss fiel
auch das GPS aus. Später habe ich erfahren, dass die USA in solchen Situationen
nahe ihren Stützpunkten, und ein solcher war Brindisi, die GPSFrequenzen
störten. Aus dem Nebel kamen ab und zu die großen Fähren heraus. Ich wollte
mich dann von Brindisi-Control hereinlotsen lassen, aber unser UKW machte
auch Probleme. Unter diesen Umständen fand ich ein Einlaufen zu risikoreich,
vor allem wegen Kollisionsgefahr mit der Berufsschifffahrt. Wir lagen also
bis nach 9 Uhr außerhalb der Nebelbank und warteten auf Besserung, die aber
nicht eintrat.
Freundliche Italiener
Also
liefen wir weiter an der Küste nach Norden bis Monopoli, einer mittelalterlich
anmutenden Stadt, von der wir scherzhaft meinten, sie könnte dennoch die
Anregung zu dem gleichnamigen Immobilien-Spiel gegeben haben, weil an jedem
dritten Haus "Vendesi" (zu verkaufen) stand. Nach dem Anlegen in dem von
der Zitadelle gekrönten Fischerhafen kam ein freundlicher Einwohner ans
Schiff und sagte in nett gebrochenem Deutsch, wir sollten das Schiff nicht
allein lassen, es gäbe, so wörtlich, "böse Buben" in der Stadt. Zum Glück
kam noch eine Yacht herein und legte längsseits an, die österreichische
"Delivrance", so dass wir wechselseitig unsere Schiffe vor den "bösen Buben"
bewachten, was aber kaum nötig erschien, weil alle sehr freundlich und hilfreich
waren..
Das
gipfelte darin, dass wir im nächsten Hafen, Mola di Bari, mit Hilfsbereitschaft
geradezu überschüttet wurden. Wir wollten vor der erneuten Querung der Adria
tanken, da das Wetter wieder sehr nach Motorfahrt aussah. Es stellte sich
aber heraus, dass die vorhandene und auch im Hafenhandbuch angegebene Tankstelle
nur steuerfreien Diesel hatte, der nur an Fischer abgegeben werden darf.
Ein Fischer schickte seinen Jungen als Führer mit zur Fischer-Cooperative,
um vielleicht gegen den höheren Preis doch Treibstoff zu bekommen. Als das
nicht gelang, führte er uns zur ziemlich weit entfernten Auto-Tankstelle,
und half dort einen kleinen Lieferwagen zu mieten. Danach ging es zum Hafenmeister,
der aus seinen Beständen zwei große 50-Liter-Plastikkanister herauskramte,
dann zurück zur Tankstelle, wo auf der Ladefläche des Kleinlasters die Behälter
gefüllt wurden. Dann legten wir die Carioca längsseits zur hohen Pier, fuhren
das Auto heran und verbanden die Dieselbehälter und unseren Tank mit einem
Gartenschlauch. Der Hafenmeister saugte selbst den Diesel an und so lief
er in unseren Tank. Danach wollten wir uns mit einem ordentlichen Trinkgeld
bedanken, aber sowohl der Hafenmeister als auch der Fischerjunge lehnten
es ab. Es sei doch selbstverständlich, zu helfen. Wirklich nobel! Mola di
Bari hat aber auch eine ganz hübsche Altstadt mit Kathedrale und einer Festung,
die aussieht, als wäre sie nach hinten umgekippt oder man wollte den Angreifern
das Ersteigen erleichtern.
Trotz Krieg durch
Kroatien
Am
nächsten Nachmittag kamen unsere Freunde Angelika und Bodo an und wir starteten
sofort in Richtung Korcula. Jörg sorgte für ein wirklichkeitsnahes Mann-über-Bord-Manöver.
Sein neuer Segelhut wurde ihm von einer Böe über Bord geweht und drohte
unterzugehen. Jörg zögerte keinen Moment und sprang hinterher. Das MOB-Manöver
klappte, na ja, so einigermaßen! Auch auf diesem Törn wurden wir von den
NATO-Truppen beachtet. Ein britischer Hubschrauber- Träger sandte mehrfach
Hubschrauber zu uns herüber. Die Soldaten saßen in der offenen Luke, baumelten
mit den Beinen und amüsierten sich köstlich. Wir hatten NE 45 und konnten
nicht ganz anliegen. Die ganze Nacht segelten wir hoch am Wind. Ein Frachter
war auf Kollisionskurs und wir hätten Probleme gehabt, ihm auszuweichen.
Erst als ich unser Segel anleuchtete, schlug er einen Haken. Es ist eigentlich
nicht unsere Art, auf unserem traditionellen Segler-Wegerecht zu bestehen.
Wir geben sonst nach dem Prinzip Raum: "Rechtzeitig und deutlich". Hier
wäre aber eine Wende fällig gewesen und unsere 60-m²-Genua stand so steif,
dass die Schoten gefährlich knackten. Gegen Morgen ließ der Wind nach, kam
aber nun mit einer hässlichen Welle genau gegenan. Wir waren froh, als wir
am Nachmittag, nach 24 Stunden für die 135 Meilen, in Korcula ankamen.
Die Marina in Korcula war fast leer. Im nahen Dubrovnik hatten noch vor
einem halben Jahr die Kämpfe getobt und unsere Freunde Ingrid und Hanfried
hatten dort ihre Alpha "Harakiri" durch einen Raketentreffer verloren. Sie
wollten ihr Schiff herausholen, als die Kämpfe auf Dubrovnik übergriffen,
konnten aber nicht mehr dorthin kommen. Sie blieben auf Korcula hängen und
leisteten dort, beide Ärzte, mehrere Wochen Hilfe, so dass sie viele Freunde
gewannen und fast mit Verehrung erwähnt wurden. Das kam uns ebenso zugute
wie das völlige Fehlen von Touristen. Die wunderschöne Stadt machte dadurch
aber doch einen recht toten Eindruck. Die Läden waren leer; in einem Supermarkt
waren die Regale in geradezu rührender Weise mit Hunderten von Mineralwasserflaschen
bestückt, damit überhaupt etwas darin stand.
Der weitere Törn
nach Norden durch die damals yachtleere kroatische Inselwelt war schön wie
immer. Wir waren früher schon mit unserem kleineren Boot, der RED ONION
dort zwei Jahre gesegelt, nur diesmal hörten wir außer dem Wetterbericht
auch die täglichen Meldungen über geortete und noch nicht entschärfte Treib-Minen,
die uns aber nicht zu nahe kamen. Der nächste Törn nach einem Ruhetag in
Korcula ging durch den Korculanski-Kanal zwischen den Inseln Korcula und
Hvar, anfänglich als Motorsegler bei Winden zwischen E1 und N2, dann aber
bei WNW 45 mit einigen Kreuzschlägen. Wir ankerten in der Vela Garska fast
an der Westspitze von Hvar, einer hammerförmigen Bucht mit zwei recht engen
Zipfeln. In dem westlichen liegt man gut geschützt, muss allerdings wegen
des engen Raumes Landleinen ausbringen. Da die Bucht ganz leer war, legten
wir uns vor Anker mit je einer Landleine zu beiden Ufern. Das war beruhigend,
denn der Anker hielt nicht gut. Wir hatten zwei Ankermanöver auf dem stark
bewachsenen Grund gebraucht. Glücklicherweise stimmte die Angabe im Hafenhandbuch
nicht, die von einer Müllkippe an Land sprach. Der nächste Törn führte zur
damals noch recht neuen Marina Kremik nahe Primosten. Auch sie war fast
ganz leer. Wir lagen längsseits. Auch auf diesem Törn die üblichen Adria-Verhältnisse:
Winde zwischen NNW 1 und W 5 bis 6.
Danach
herrliches Segeln mit Backstagsbrise über das Murtersko More zur Insel Zut,
wo wir ihn der Bucht U.-Hiljaca ankerten. Die Bucht hat zwar guten Ankergrund
und ist auch durch vorgelagerte Inseln geschützt, aber gegen Morgen kam
ein Gewitter mit Winden aus Südost auf. Daher ab 5:30 Ankerwache. Das Gewitter
war der Vorbote etwas unbeständigeren Wetters, brachte aber wenigstens Wind
mit. Nach dem Auslaufen brausten wir nur unter Genua mit ca. 7,5 Knoten
durch das Inselgewirr. In Sali auf der Insel Dugi Otok wurde eingekauft
und weiter ging es vor SSE 5 bis zur Zapuntel-Durchfahrt zwischen den Inseln
Molat und Ist. Dort lagen wir an einer Fährpier längs, als am Abend erst
ein heftiges Gewitter, dann Bora aufkam. Sie traf die Carioca glücklicherweise
fast ablandig, aber das Schiff arbeitete so sehr, dass wir an der kurzen
Kopfpier schließlich einen ganzen Leinenverhau aufbauen mussten. In der
Nacht trieb dann noch ein kroatisches Boot, dessen Anker nicht gehalten
hatte, knapp an uns vorbei und auf Land zu. Wir konnten es mit einer Wurfleine
"einfangen" und hängten es noch hinten an die Carioca an.
Am
nächsten Morgen liefen wir auf Rat der örtlichen Fischer die paar Meilen
in die große Bucht von Ist, wo wir die Bora mit NNE 8 abwetterten. Wir lagen
sicher und sahen die weißen Böen, manchmal auch kleine Wasserhosen, an uns
vorbeiziehen. In Mali Losinji konnten wir uns an den Stegen vor der Stadt
den Platz aussuchen. Auch dort nur wenige Boote. Hier machte ich eine Erfahrung,
die einen Skippper, der wohl immer das Slippen des Ankers befürchtet, doch
etwas beruhigen kann. Wir hatten viel unserer 10-mm-Kette gesteckt, an die
40 m bei nur 4,5 m Tiefe. Am nächsten Morgen drehte der Wind um ca. 90°
und es wehte wieder mit Bft 78. Als Bodo schnorchelte, stellte er fest,
dass die Kette sich noch nicht einmal bis zum Anker hin in die neue Richtung
gestreckt hatte. Man hätte die Kette ohne Anker hineinwerfen können! Fazit:
Immer so viel wie möglich Kette geben, dann kann man ruhig schlafen.
Kurz vor Istrien
sahen wir dann wieder häufiger Yachten. Das Wetter blieb unruhig, so dass
wir bei der Rundung der Südspitze von Istrien (Kap Kamenjak) und den vorgelagerten
LeuchtturmInseln nach langer Zeit wieder das Ölzeug herausholen mussten.
Das
Einlaufen in die drei Seemeilen tiefe Bucht von Pula ist recht unübersichtlich.
Sie wird von einer über eine Meile langen Mole geschützt, in der man mehrere
Lücken erkennt. Weder die Karten noch die Handbücher sagen etwas darüber
aus, ob man durch diese Lücken einlaufen kann. Fischer und einheimische
Boote taten das, aber wir gingen auf Nummer Sicher und rundeten den befeuerten
Molenkopf. Die Marina Pula mit einem runden, auf einer kleinen Insel liegenden
Hauptgebäude liegt direkt vor dem eindrucksvollen römischen Amphitheater.
Durch das Innenfahrwasser zwischen Istrien und der Insel Brjun, der Privatinsel
von Tito, ging es nach Rovinj, einem weiteren Juwel an der istrischen Küste.
Dort kamen wir gerade zu einem Fest. Eine
Statue wurde auf dem Hauptplatz enthüllt. Beim Auslaufen fuhren wir dicht
unter dem Ufer um die auf einer Halbinsel liegende Altstadt herum und genossen
die Aussicht auf die malerische Silhouette. In diesem Bereich liegen vor
der Küste von Istrien zahllose kleine Inseln und Untiefen. Dank GPS kann
man ganz gut hindurchfinden, es ist aber für den Skipper nicht ganz stressfrei.
Schließlich liefen wir bei einem sintflutartigen Wolkenbruch in Umag ein
und lagen längsseits vor dem Hauptplatz.
Wir waren schon
vorher, Anfang der achtziger Jahre, in Umag gewesen. Damals waren wir gar
nicht begeistert, vor allem nicht von der Gastronomie. Dieses Mal hatte
sich doch schon sehr viel getan, obwohl es noch gar nicht lange nach dem
Ende des Sozialismus war. Wir haben jedenfalls in einem der vielen Restaurants
an der Südküste der Stadt gut gegessen. Der letzte AdriaTörn ging nach Koper
in Slowenien, fast am Nordende der Adria. In der gut geführten Marina Koper
machten wir in die Carioca für den Landtransport fertig und fuhren nach
Hause.
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1993 |